Glaukom bei Kindern und Jugendlichen
Die Erkrankung kommt zwar seltener vor als bei Erwachsenen, doch auch jüngere Menschen können an einem Glaukom erkranken. Statistisch gesehen ist in Deutschland eines von 10.000 Kindern davon betroffen. Erste Anzeichen können stark vergrößerte Augen, Lichtscheu oder Schwierigkeiten beim Lesen sein.
Das Glaukom, auch als „Grüner Star“ bekannt, beschreibt eine Augenerkrankung, bei der der Sehnerv geschädigt wird. Der häufigste Grund ist ein erhöhter Druck im Inneren des Auges. Dieser entsteht, wenn das sogenannte Kammerwasser nicht richtig aus dem Augeninneren abfließen kann. Die charakteristischen Schäden am Sehnerv können aber auch bei einem normalen Augeninnendruck entstehen. Obwohl die Erkrankung vor allem bei älteren Menschen vorkommt, kann sie in seltenen Fällen auch Kinder und Jugendliche treffen. Die Betroffenen werden je nach Alter in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Erkranken Kinder vor dem zweiten Lebensjahr, sprechen Fachleute von einem kongenitalen, das heißt angeborenen, Glaukom. Tritt der Grüne Star im Alter zwischen 2 und 18 Jahren auf, wird er als juveniles Glaukom und im Alter von 18 bis 40 Jahre als spätjuvenil bezeichnet.
Wie oft tritt das Glaukom bei jüngeren Patienten auf?
In Deutschland wird eines von 10.000 Babys mit einem Grünen Star geboren. Das ist ein Ergebnis der groß angelegten Gutenberg-Gesundheitsstudie aus Mainz. Vor allem aufgrund seiner Seltenheit bei jüngeren Patienten wird der Grüne Star jedoch häufig nicht direkt erkannt. Ein Grund: Babys und Kleinkinder können noch nicht richtig mögliche Beschwerden wie eine Sehverschlechterung angeben. Doch gerade bei ihnen ist es besonders wichtig, einen Sehverlust zu verhindern, auch um Einschränkungen in der Entwicklung und Behinderung über das gesamte Leben zu vermeiden.
Wer hat ein erhöhtes Risiko für eine Glaukom-Erkrankung im jungen Alter?
Kinder, deren Eltern bereits an einem Glaukom erkrankt sind, haben ein erhöhtes Risiko. Das gleiche gilt für Kinder mit Augenerkrankungen wie Linsentrübungen oder anderen Augenerkrankungen wie Entzündungen. Auch wenn die Eltern in einem engen Verwandtschaftsgrad zueinander stehen, erhöht dies das Glaukom-Risiko.
Was sind erste Anzeichen für ein Glaukom bei Kindern?
Ein häufiges Merkmal für ein Glaukom bei Kindern sind auffällig große Augen. Da die Lederhaut des kindlichen Auges noch deutlich weicher ist, vergrößert und dehnt sich das Auge bei erhöhtem Augeninnendruck stärker als bei Erwachsenen. Ein Besuch beim Augenarzt ist auch dann angebracht, wenn das Kind sehr lichtscheu ist, stark blinzelt, häufig tränende Augen hat oder die Augen auffällig wachsen. Wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist, zeigt sich eine Eintrübung der Augenhornhaut. Dann ist allerdings oft ein unumkehrbarer Sehverlust eingetreten. Nicht selten fällt dies erst im Grundschulalter auf und wird zunächst fälschlicherweise als Leseschwäche gedeutet.
Wie behandelt man ein Glaukom bei Kindern?
Kinder und Eltern müssen vor den Untersuchungen beim Augenarzt keine Angst haben. Die Untersuchungen sind komplett schmerzfrei. Nach der Diagnose ist die Tropftherapie zur Minderung des Augeninnendrucks eine gängige Behandlungsmethode. Dabei tropft man Wirkstoffe in das Auge, die den erhöhten Druck im Augeninneren absenken. Zu den verwendeten Medikamenten zählen vor allem Beta-Blocker und Prostaglandine oder Karboanhydrase-Hemmer. Bei Kindern wird diese Behandlungsmethode jedoch nur vorübergehend angewandt. Eine wirksame Augeninnendrucksenkung ist durch eine Operation möglich. Dabei werden die Wege, durch die das Kammerwasser aus dem Auge abfließen kann, chirurgisch erweitert. So kann das Kammerwasser richtig abfließen und der Augeninnendruck sinkt dauerhaft. Diese Operation bezeichnet man als Trabekulektomie.
Eine neuere Operationsmethode ist die 360-Grad-Trabekulotomie. Diese wird bislang nur von wenigen Spezialisten ausgeführt, ist jedoch langfristig besonders erfolgversprechend. Das Deutsche Kinder-Glaukomzentrum Mainz ist hier eine gute Anlaufstelle. Zuvor sollte ein niedergelassener Augenarzt die Erkrankung jedoch eindeutig diagnostizieren.
Quellen:
Stiftung Auge, Pressemappe zur Pressekonferenz am 1. Juni 2022, Jun. 2022: https://stiftung-auge.de/files/2022/06/Pressemappe_PK_2022_Stiftung_Auge.pdf
Marx-Gross S, Laubert-Reh D, Schneider A, Höhn R, Mirshahi A, Münzel T, Wild PS, Beutel ME, Blettner M, Pfeiffer N. Prävalenz des Glaukoms bei jungen Menschen. Deutsches Ärzteblatt. 2017; 114: 204-10: https://www.aerzteblatt.de/app/print.asp?id=187198