Geförderte Projekte

Auf diesen Seiten finden Sie Informationen zu Projekten, die von der Stiftung Auge unterstützt wurden.



Augenbewegungstraining bei Retinitis Pigmentosa

Rehabilitation von Patienten mit Retinitis pigmentosa:
Verbesserung der Orientierungsfähigkeit durch gezieltes Augenbewegungstraining.

Augenbewegungstraining bei Retinitis Pigmentosa

Rehabilitation von Patienten mit Retinitis pigmentosa:
Verbesserung der Orientierungsfähigkeit durch gezieltes Augenbewegungstraining

Retinitis pigmentosa

In Deutschland leiden etwa 30 000 bis 40 000 Menschen an einer der verschiedenen Formen der erblichen Retinitis pigmentosa (RP). Die Erkrankung führt zu einer Zerstörung der Netzhaut. Sie tritt meist im Jugendalter auf und schreitet in den mittleren Lebensjahren schleichend fort bis hin zur Erblindung. RP ist eine der häufigsten Ursachen für Sehverlust im jungen Erwachsenenalter. Trotz intensiver Forschungsaktivitäten ist die Krankheit derzeit noch nicht heilbar. Daher kommt der Rehabilitation zur Verbesserung von Orientierung und Mobilität der Patienten eine besondere Bedeutung zu.

Weitere Hintergründe finden Sie in einer Pressemeldung der DOG.

Rehabilitation bei Retinitis pigmentosa

Die Rehabilitation umfasst derzeit zwei große Bereiche:

  • Erhalt und Wiedererlangung der Lesefähigkeit durch Versorgung mit Hilfsmitteln
  • Rückkehr zur selbständigen Orientierung und Fortbewegung durch eine Schulung in Orientierung und Mobilität (mit dem Langstock)

Forschungsprojekt: Augenbewegungstraining zur Verbesserung der Orientierung

Verschiedene Forschungsprojekte haben gezeigt, dass ein zusätzliches Training der Augenbewegungen Patienten mit Sehbehinderung helfen kann, ihre Orientierungs¬fähigkeit zu verbessern. Durch ein solches Training konnten zum Beispiel Patienten mit Halbseitenausfall nach einem Schlaganfall Personen und Objekte im freien Raum besser finden.

Im Rahmen einer Studie an der Sehbehindertenambulanz des Universitätsklinikums Tübingen soll nun ein gezieltes Augenbewegungstraining für Patienten mit RP entwickelt werden. Es handelt sich dabei um einen ganz neuen Ansatz für die Rehabilitation bei RP-Patienten, der sich von dem bereits vorhandenen Orientierungs- und Mobilitätstraining völlig unterscheidet:

  • Beim Orientierungs- und Mobilitätstraining ist der Blick in der Regel geradeaus gerichtet. Das Blickfeld ist etwa genauso groß wie die vorhandene Gesichtsfeld-Insel. Der Patient nutzt lediglich die taktile Fähigkeit (mit dem Langstock), um Hindernisse zu erkennen.
  • Beim Augenbewegungstraining wird das gesamte Blickfeld – auch außerhalb der konzentrischen Gesichtsfeldeinschränkung – genutzt, um Hindernisse zu erkennen.

Ziele der Studie:

  1. Entwicklung einer auf RP-Patienten angepassten Trainingsmethode zur Systematisierung der Such-Augenbewegung zur Verbesserung der Orientierung
  2. Evaluierung der klinischen Anwendung der neu entwickelten Trainingsmethode bei etwa 15 RP-Patienten
  3. Das Endziel des Forschungsprojektes ist die routinemäßige Anwendung der neu entwickelten Trainingsmethode in der klinischen Betreuung von RP-Patienten.

Trainingsprogramm

Im Rahmen der Studie wird ein individuell anpassbares Trainingsprogramm entwickelt. Es handelt sich um eine Suchaufgabe, bei der der Patient gezielte Augenbewegungen zur Peripherie hin machen muss. Hierzu wird auf einem Computerbildschirm in 30 cm Entfernung (gesamter Gesichtsfeldausschnitt 35° x 47,7°) eine zufällige Anordnung von Buchstaben gezeigt, die mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf allen Seiten verteilt sind. Die Blickbewegung zur Peripherie hin kann bis 30° erreichen.

Die Aufgabe des Patienten ist es, einen bestimmten Buchstaben zu finden und diesen mit der Maus des Computers anzuklicken. Ist ihm dies gelungen, ertönt ein kurzer Ton und der gefundene Buchstabe verwandelt sich in ein anderes Symbol. Nachdem der Patient alle Buchstaben gefunden hat, erlischt der Bildschirm und der nächste Durchgang beginnt.

Nach einer Einführung in der Sehbehindertenambulanz sollen die Patienten sechs Wochen lang regelmäßig (jeden Tag zweimal 30 Minuten) zu Hause am Computer mit dem Trainingsprogramm ihre Augenbewegungen trainieren. Sie lernen auf diese Weise, ihr verbliebenes Sehvermögen effektiver zu nutzen und ihr Blickfeld funktionell zu vergrößern.

Nutzen und Verwendungsmöglichkeit der Forschungs-Ergebnisse

Die Ergebnisse sind von großer Bedeutung für die Rehabilitation von RP-Patienten. Das Training ermöglicht es den Patienten mit einem Sehrest, durch gezielte Augenbewegungen ihre Umgebung besser zu erfassen. Eine Orientierung im Raum fällt so leichter. Die Ergebnisse dienen auch als Grundlage für die Entwicklung weiterer innovativen Trainingsmethoden für die visuelle Rehabilitation bei RP-Patienten.

Laufzeit der Studie: 12 Monate
Finanzieller Bedarf: 39 000 €

Förderung Zusatzantrag: 4.950 € in 2016

Den Text zum Download finden Sie hier


Sehen können heißt Lernen für Chinas Wanderarbeiter Hintergrund

Millionen Chinesen sind aus ländlichen Regionen in Großstädte migriert. Für die sogenannten Wanderarbeiter, die das Rückgrat der chinesischen Industrie bilden, ist es jedoch schwierig, öffentliche Leistungen in den Städten zu erhalten, da sie hier nicht als Bürger (urban residents) registriert sind. Ihren Kindern ist der Besuch von öffentlichen Schulen und damit auch der Zugang zur staatlichen Gesund-heitsvorsorge verwehrt. Das allgemeine Niveau von Ausbildung und Gesundheit ist unter den Kindern der Binnenmigranten entsprechend niedrig. Wenn die chinesischen Behörden hier nicht mit einer Verbesserung des öffentlichen Bildungs- und Gesundheitssystems nach-steuern, werden Millionen Kinder weiterhin diese Benachteiligungen mit all ihren negativen Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung erfahren.
Im Rahmen des „Rural Education Action Project“ unterstützt die Stiftung Auge gegenwärtig das IAMO, ein Modell zur Augenvorsorge zu entwickeln, welches die Behörden für (nicht nur) in Großstädten lebende Wanderarbeiterfamilien anwenden können.
Vorangegangene Studien zeigen, dass gerade der Bedarf an Augenvorsorge und -behandlungen im ländlichen China enorm ist, bislang aber nicht ausreichend gedeckt wurde. Den gleichen Befund erwarten wir für die großstädtischen Bezirke und Stadtteile, die vorrangig von Wanderarbeitern bewohnt werden. Das Ziel der Zusammenarbeit setzt hier an, um die Verbreitung von Sehschwächen in diesen Communities zu untersuchen und Handlungsoptionen zu entwickeln.

Geringe Verbreitung von Brillen und die Rolle der Lehrer
Frühere Studien zur Augenheilvorsorge in China zeigen auch, dass fast die Hälfte der kurzsichtigen Kinder (auf Ratschlag von Erwachsenen) keine Brille trägt, auch wenn ihnen bewusst ist, dass sie Sehprobleme haben. Dies ist ein zentrales Hindernis für die Entwicklung eines Modells einer öffentlich finanzierten Augenheilvorsorge.
Die gleichen Studien schlagen vor, dass Lehrern bei der Entscheidung, eine Brille zu tragen oder nicht, eine zentrale Rolle zukommen sollte. Aufgrund der langen Arbeitszeit der Eltern sind Lehrer für Migrantenkinder häufig die Erwachsenen mit der stärksten Präsenz. Unsere Idee ist daher, einen Anreizmechanismus (ein IPad Mini) zu entwickeln, durch den Lehrer belohnt werden, wenn sie kurzsichtigen Schüler zu einem Besuch beim Augenarzt bewegen. Erweist sich dies als effektiv, könnte dieses System als wichtiger Baustein einer staatlichen Augenheilvorsorge dienen.

ChinasWanderarbeiter2kl

Zeitplan des Projekts: Augenvorsorge für Kinder von Wanderarbeitern
Sommer 2013 – Es wurden mehr als 100 Schulen für Wanderarbeiter in Shanghai und Suzhou ausgewählt. „Migrantenschulen” sind nicht reguliert – ein Adress- oder Kontaktverzeichnis existiert nicht. Es war daher eine Herausforderung, diese in einer 20-Millionen-Metropole zu verorten.
September 2013 – Aufbau einer Partnerschaft mit dem Behandlungs- und Präventionszentrum für Augenkrankheiten Shanghai mit dem Ziel, Augenärzte sowie technische Unterstützung für das Projekt zu erhalten.
Oktober 2013 – Erste Erhebungen und Sehtests. Augenärzte führten umfassende Augenuntersuchungen bei den Kindern durch, die den Sehtest nicht bestanden, und verordneten bedarfsweise das Tragen von Brillen.
Oktober/November 2013 – Verteilung von kostenlosen Brillen an kurzsichtige Kinder, unterstützt von Angestellten des Unternehmens Caterpillar. Unterzeichnung des Anreizvertrags mit Lehrern vor Ort.
Dezember 2013 – Unangekündigter, erster Kontrollbesuch der Schulen und Zählung der eine Brille tragenden Kinder.
April 2014 – Zweiter Kontrollbesuch und Auswertungsbögen. Der Vergleich von Ersterhebungen (Oktober 2013) und der Auswertungsbögen ermöglicht, die Auswirkungen des Tragens einer Brille auf den einzelnen Schüler festzustellen: Wie entwickeln sich in diesem Zusammenhang Noten oder das Selbstbewusstsein?

Zahlen

  • 4.408 Fünftklässler untersucht
  • 94 Grundschulen für Kinder von Wanderarbeitern
  • 11 von Arbeitsmigranten geprägte Stadtdistrikte in Shanghai und Suzhou
  • 967 Brillen verteilt
ChinasWanderarbeiter3kl

Zwischenergebnisse
Verbreitung von Fehlsichtigkeit (Ametropie)
Einige Vorstudien gehen von einer höheren Wahrscheinlichkeit aus, dass Kinder, die mit ihrer Familie vom Dorf in die Großstadt ziehen, dort eine Brille erhalten. Unsere Ergebnisse stützen diese These über die Verbreitung von Sehfehler jedoch keineswegs. Die Brillenträgerquote unter Kindern von Wanderarbeitern ist genauso niedrig wie unter Dorfkindern. Lediglich eins von sieben Kindern, für das Bedarf besteht, trägt tatsächlich eine Brille.

ChinasWanderarbeiter4kl

Der Anteil der Brillenträger und der Einfluss des Lehreranreizsystems
Werden die an die Schülerinnen und Schüler verteilten Brillen wirklich getragen? Wir besuchten erneut jede Schule und zählten unauffällig. Bislang sind die Ergebnisse ermutigend: Das Anreizsystem für Lehrer, die ihre Schüler zum Tragen einer Brille ermutigen, macht einen großen Unterschied aus. Die Nutzerrate in der Lehrer-Anreiz-Gruppe war um 28 Prozentpunkte höher als in einer vergleichbaren Studie ohne Anreizsystem.

ChinasWanderarbeiter5kl

Die Menschen dahinter
Daten sind eine Seite der Medaille. Jede unserer Beobachtungen bezieht sich aber auf einen Schüler und dessen persönliche Geschichte. Während unserer Arbeit haben wir mit vielen Kindern informell gesprochen, nicht nur, um unsere Erhebungsinstrumente zu verbessern, sondern auch, um ihre Lebensumstände und den Einfluss der von uns vorgeschlagenen Maßnahmen besser zu verstehen. Unten stehend werden drei Schüler vorgestellt. In vielen Belangen sind diese drei repräsentativ für ihre Klassenkameraden. Lesen Sie selbst!

Jianyu ist elf. Er wurde in der Provinz Henan in Zentralchina geboren. Schulen für Kinder von Wanderarbeitern sind typischerweise Grundschulen. Jianyus Eltern entschieden daher vor zwei Jahren, dass er mit seinem Vater nach Shanghai umziehen könne, wo dieser eine Stelle in einer Baufirma gefunden hatte. Jianyus ältere Schwester besucht weiterhin die Sekundarschule in ihrem Heimatort, wo sie mit ihrer Mutter lebt. In Shanghai hätte sie kaum eine Chance, an einer Sekundarschule aufgenommen zu werden. Obwohl er in Shanghai lebt, hat Jianyu nie die berühmte Uferpromenade “Bund“ oder die Einkaufsmeile auf dem Nanjing-Boulevard gesehen. Diese Sehenswürdigkeiten sind nur wenige Kilometer von dem Viertel entfernt, in dem er wohnt. Jianyu hat es seit seiner Ankunft vor zwei Jahren nicht einmal verlassen. Jianyu vermisst seine Mutter und hat ein angespanntes Verhältnis zu seinem Vater. Beide sehen sich nicht oft, der Junge verbringt daher einen großen Teil seiner Freizeit bei Freunden der Familien. Der aufgeweckte Junge bemerkte schon vor über einem Jahr, dass er Probleme beim Sehen hat. Aus Furcht, den Vater zu verärgern, erzählte er niemanden davon und hoffte, dass es mit der Zeit besser gehen würde. Leider hat sein Sehvermögen seitdem weiter abgenommen, wie er selbst bemerkte. Im späten vergangenen Jahr besuchten unsere Augenärzte seine Schule, maßen seine Sehstärke (-3.00 Dioptrin in beiden Augen) und verschrieben ihm eine Brille. Sein Lehrer ermutigte ihn und sieben weitere Klassenkameraden dazu, diese zu tragen. Auf die Frage, ob dies geholfen habe, sagte er: “Ich trage sie sowieso.”

Jinxia ist Fünftklässlerin. Die zwölfjährige stammt aus einer abgelegenen Gegend der Provinz Anhui in Zentralchina. Wie viele auf privaten Migrantenschulen, ist sie älter als ihre Mitschüler der gleichen Klassenstufe in regulären öffentlichen Schulen. Der Umzug in die Stadt und die damit verbundenen Schwierigkeiten, einen Platz in einer Schule zu finden, gelten als Hauptursachen des Altersunterschieds. Beide Eltern von Jinxia sind Fabrikarbeiter in einem Shanghaier Industriegebiet. Die aufzehrende Arbeit führte dazu, dass sie allein 2013 dreimal die Arbeitsstelle wechselten. Dennoch sind sie nur selten zu Hause. Jinxia lebt daher praktisch bei ihrer Großmutter
mütterlicherseits, ebenfalls aus Anhui übergesiedelt. Beide leben in einer Einraumwohnung in einer von anderen Wanderarbeitern bewohnten Unterkunft mit zehn Zimmern. Mit neun erzählte Jinxia ihrer Großmutter, dass sie Schwierigkeiten beim Sehen habe. Diese wusste nichts damit anzufangen und Jinxia erzählte es auch ihren Eltern. Diese versprachen ihr eine Brille – wenn sie im Alter von 16 auf eine Oberschule käme. Bis dahin solle sie Massagen im Augenbereich durchführen, was viele Chinesen für hilfreich halten (siehe Poster rechts). Es gibt keine klinischen Studien, die dies belegen. Jinxia erhielt im November 2013 ihre Brille. “Ich mache jeden Tag Augenübungen, um besser sehen zu können”, wie sie sagt, “aber diese Brille funktioniert viel besser.”

Yunfan stammt aus einem Dorf im Norden der Provinz Jiangsu. Mit seinen zwölf Jahren ist er etwas älter als seine Klassenkameraden. Eine allgemeine Regel im heutigen China besagt, dass die Familie schuldenfrei bleibt, wenn beide Elternteile eine Arbeit finden, auch wenn sie noch so schlecht bezahlt ist. Kann jedoch ein Elternteil nicht arbeiten oder verlässt die Familie, steht der Rest der Familie vor großen Herausforderungen. Leider war dies der Fall in Yunfans Familie. Yunfans Eltern zogen mit ihm nach Suzhou, als er acht war. Sein Vater fand eine Stelle in einem Kieswerk, seine Mutter verkauft Haushaltsgegenstände auf einem örtlichen Markt. Vor zwei Jahren wurde sein Vater bei einem Unfall verletzt und kann seitdem nicht mehr körperlich arbeiten. Die Kosten für Arzneien und Schule hat die Familieneinkommen stark belastet. Die Lehrer sagen, dass Yunfan ein sprunghaftes Kind ist, Probleme hat, sich zu konzentrieren und dazu neigt, über die Stränge zu schlagen. Als wir seine Sehstärke untersuchten, stellten wir eine schwere Kurzsichtigkeit fest (-5.00 Dioptrin). Seinen Eltern hatte er bis dahin nichts über sein Sehunvermögen erzählt, da in seinen Worten “Brillen teuer sind”. Zunächst zögerte er die Brille zu tragen, die wir ihm zur Verfügung stellten. Aber während eines späteren Monitoring-Termins konnten wir erfreut feststellen, dass er seine Brille regelmäßig trug, und auch seine Lehrer waren erfreut, dass er dem Schulgeschehen aufmerksamer folgte.Yunfans Familie lebt immer noch in einer prekären Situation. Die Brille ermöglicht es zumindest, dass er sich auf dem besten Weg aus der Armut heraus besser konzentrieren kann – der Bildung.

ChinasWanderarbeiter6kl

Fazit
Es gibt zahllose Wanderarbeiterfamilien in Suzhou, Shanghai, die vor der Herausforderung stehen, ihre Kinder am Rand des Bildungssystems durchzubringen. Mit dem Angebot einer umfassenden Augenvorsorge und –behandlung, ermöglichen wir den Kindern einen Schritt in Richtung der Ausbildung, die sie verdienen. Die wäre nicht möglich ohne die großzügige Unterstützung der Stiftung Auge.

Fördersumme: 10.000 Euro.


DBSV Fachtagung „Sehen im Alter“

Der DBSV setzt sich für besseres Sehen im Alter ein. Um die Versorgung älterer Menschen mit Sehproblemen zu verbessern, müssen die unterschiedlichen Fachdisziplinen besser zusammenarbeiten. Das ist die ebenso einfache wie überzeugende Idee des Projekts „Sehen im Alter“.
Eine Fachtagung im Juni 2014 brachte die Akteure zusammen.
Die Stiftung Auge hat diese Fachtagung mit einem Beitrag von 5.000 Euro unterstützt.

Weitere Details finden Sie auf der Website des DBSV.


Identifizierung neuer Krankheitsgene für isolierte und syndromale Retinopathie

Die medizinische Genetik erfährt seit wenigen Jahren eine Revolution: Durch die Anwendung neuer Sequenziertechnologien (next‐generation sequencing, NGS) haben sich völlig neue Möglichkeiten eröffnet, die Gene, deren Mutationen z.B. erblichen Netzhauterkrankungen zu Grunde liegen, zu identifizieren. Insbesondere in Kombination genomweiter NGS-Ansätze (Exom-Sequenzierung) mit etablierten Methoden wie der hochauflösenden Chip- basierten Kopplungsanalyse lassen sich solche neuen Krankheitsgene auch anhand kleiner Familien und sogar Einzelpatienten aufdecken. Die Projektgruppe verfügt über eine große Zahl von Patientenproben (isolierte Retinopathien und assoziierte Syndrome, insbesondere Usher-Syndrom) insbesondere aus konsanguinen Familien und hat bereits zahlreiche neue Krankheitsgene identifiziert, auch mehrfach durch Nutzung von NGS. Zunehmend wird deutlich, wie die Kenntnis der molekularen Grundlage von Erkrankungen hilft, diagnostische Irrwege zu vermeiden, Risiken frühzeitig zu erkennen (z.B. Manifestation in zusätzlichen Organsystemen bei Syndromen) und die individuelle Lebensplanung zu verbessern. Die Entwicklung gentherapeutischer Ansätze für zahlreiche Retinopathien, von denen einige schon in klinischen Studien sind, unterstreichen zusätzlich die wachsende Notwendigkeit, den jeweils auslösenden Gendefekt zu kennen.

Es konnten im geförderten Projekt mehrere neue Krankheitsgene identifiziert und bereits zwei diesbezügliche Arbeiten in renommierten Fachzeitschriften publiziert werden – darunter ein Artikel in eLife. Ergebnisse noch laufender Teilprojekte legen nahe, dass auch hier neue Gene für retinale Dystrophien identifiziert wurden.

Hintergrund:

Formen von Netzhautdystrophien, Bedeutung neuer Gene für Therapie und Diagnostik Gegenstand des vorgestellten Projektes ist die Identifizierung neuer Gene für erbliche Netzhauterkrankungen, sowohl nicht-syndromale (Lebersche congenitale Amaurose/LCA, Zapfen-Stäbchen-Dystrophien/ZSD, Retinitis pigmentosa/RP) als auch syndromale Formen, bei denen auch Organsysteme außerhalb der Netzhaut betroffen sind. Bei letzteren ist vor allem das Usher-Syndrom von Interesse. Diese häufigste Ursache von Taubblindheit ist funktionell besonders gut untersucht: Die durch die bisher identifizierten Gene kodierten Proteine lokalisieren in den Verbindungszilien der Photorezeptoren – das Usher-Syndrom ist eine retinale Ziliopathie. Diese Klassifizierung trifft auch auf zahlreiche RP-, LCA- und ZSD-Gene zu. Die Interaktion ziliärer Proteine ist nicht auf bestimmte Erkrankungen beschränkt, wie die Verbindung von Usher-Proteinen mit vielen nicht-syndromalen Retinopathie-Proteinen, wie LCA5, zeigt.
Das Usher-Syndrom kann man daher aus funktioneller Sicht als Bindeglied zwischen allen Retinopathien begreifen, und von seiner Erforschung erhofft man sich Erkenntnisse für therapeutische Ansätze bei allen Retinopathien. Auch wirtschaftliche Aspekte spielen hier eine Rolle: RP und assoziierte Erkrankungen gehören zu den führenden Erblindungsursachen in den Industrieländern. Die deutlichen Fortschritte bei der Entwicklung gentherapeutischer Ansätze zeigt, wie wichtig es ist, die verbleibenden Gene zu identifizieren (wenn man ein defektes Gen durch „Einschleusen“ einer normalen Kopie substituieren will, muß man das mutierte Gen kennen). Unsere jüngste Arbeit zeigt, dass z.B. bei LCA, RP und ZSD ca. 30‐40% der Erkrankungsfälle auf Mutationen in noch unbekannten Genen beruhen. Gut bekannt ist vor allem die erfolgreiche Gentherapie für den LCA-­‐Subtyp, der aus Mutationen im RPE65‐Gen resultiert. Mittlerweile wurden entsprechende Ansätze auch für z. B. Morbus Stargardt (ABCA4‐Gen) und Usher­‐Syndrom Typ 1B (MYO7A) etabliert und klinischen Studien zugeführt. Für zahlreiche weitere Gene ist dies der Fall bzw. man steht an der Schwelle zu klinischen Studien. Mit der Identifizierung neuer Gene für angeborene Netzhauterkrankungen ist also die Hoffnung verbunden, dass dieses Wissen zunehmend für entsprechende genspezifische Therapien nutzbar sein wird.
Darüberhinaus finden solche neu identifizierten Gene jetzt (die NGS‐Technologie ermöglicht die simultane Analyse dutzender bis hunderter Gene für eine Erkrankung bei mehreren Patienten) sehr schnell Eingang in die Routinediagnostik, was eine Sicherung der Diagnose (und den Ausschluß anderer Verdachtsdiagnosen) und eine präzise Einschätzung von Wiederholungswahrscheinlichkeiten (genetische Beratung!) gestattet.

Projektbericht von Prof. Dr. Hanno Jörn Bolz, Institut für Humangenetik, Uniklinik Köln [PDF]

Siehe auch Pressemeldung, Dezember 2015:
Neue Gendefekte bei Netzhautdefekten entdeckt:
Diät könnte bei angeborener Augenerkrankung helfen


Projekt des ABSV „Rund ums Auge – gut beraten“

Über den ABSV und die Vortragsreihe „Rund ums Auge – gut beraten“
Der Allgemeine Blinden und Sehbehindertenverein Berlin gegr. 1874 e.V. vertritt als Selbsthilfeorganisation die Interessen von Menschen, die blind oder wesentlich sehbehindert sind oder als Patienten mit einer bedrohlichen Augenerkrankung der Beratung oder Unterstützung bedürfen. Im Rahmen seiner satzungsmäßig verankerten Ziele soll der Patientenorientierung eine größere Bedeutung zukommen, damit die Interessen dieser Gruppe im Gesundheitswesen gestärkt werden können.
Diesen Zielen ist das folgende Projekt zugeordnet, das dazu beitragen soll, durch verbesserte Information und getragen vom Selbsthilfegedanken die Versorgung von Augenpatienten zu optimieren. Aufgrund gesammelter Erfahrungen wird ein Bedarf an einer Ausdehnung des bisherigen Informationsangebots des ABSV gesehen. Es richtet sich – unabhängig von einer Mitgliedschaft im ABSV – speziell an Augenpatienten und ihre Angehörigen, unabhängig vom Krankheutsbild oder vom aktuellen Sehvermögen des Betroffenen. Häufige Diagnosen sind Altersabhängige Makula-Degeneration, Glaukom (Grüner Star) und diabetische Netzhauterkrankung.
Es gibt jedoch noch weitere Ursachen für Sehbehinderung oder drohende Erblindung, über die ebenfalls fachkundig informiert werden soll. Augenpatienten und ihre Angehörigen sollen besser und möglichst frühzeitig erreicht werden. Sie sollen beraten und dabei unterstützt werden, mit ihrer Seheinschränkung leben zu lernen. Sie sollen gut informiert sein, um ihre eigenen Entscheidungen treffen zu können.

Projektbeschreibung
Seit mehreren Jahren veranstaltet der ABSV die medizinische Vortragsreihe „Rund ums Auge – gut beraten“ und lädt hierzu Spezialisten der Augenheilkunde ein, über die bekanntesten Augenkrankheiten in einer für den medizinischen Laien verständlichen Sprache vor Betroffenen und Angehörigen zu referieren.
Im Anschluss an die Vorträge beantworten die Referenten die persönlichen Fragen der Teilnehmer. Die Augenpatienten erhalten ausführliche Informationen über den aktuellen Forschungsstand der bekanntesten Augenkrankheiten sowie zu deren Behandlungsmöglichkeiten. Darüber hinaus erhalten Sie Ratschläge für den Umgang mit ihrer Krankheit. Vor und nach den Vorträgen können sich die Teilnehmer über die weiteren unterstützenden Angebote des ABSV informieren.

Die Vortragsreihe zielt darauf ab, dass Augenpatienten über die Informationen ihres Augenarztes hinaus von anerkannten Experten zusätzliche Informationen zu ihrer Augenerkrankung sowie zu möglichen Behandlungsoptionen erhalten. Damit können ihnen die Ängste genommen und Sicherheit vermittelt werden. Viele Besucherinnen und Besucher der Vortragsveranstaltungen haben bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal Kontakt mit dem ABSV. Dabei erfahren sie, welche Möglichkeiten es gibt, mit einem eingeschränkten Sehvermögen ein lebenswertes und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Die bisherigen Veranstaltungen, die hauptsächlich in den Räumen des ABSV bis zu sechs Mal im Jahr stattgefunden haben, wurden von den Betroffenen gut angenommen, teilweise mussten sogar Wartelisten für die Folgeveranstaltungen angelegt werden.

Mit diesem Projekt möchte der ABSV die Vortragsreihe quantitativ und örtlich ausweiten, um einen größeren Kreis von Betroffenen und deren Angehörigen anzusprechen sowie mobilitätseingeschränkten Augenpatienten die Möglichkeit zu geben, die Vorträge in Wohnortnähe besuchen zu können. Für die Durchführung der Veranstaltungen in den einzelnen Berliner Stadtbezirken sucht der ABSV die enge Zusammenarbeit mit den Bezirks-und Stadtteilgruppen des ABSV und vereinbart Kooperationen mit den Bezirksämtern.

Zielgruppe des Projekts
Die meisten Menschen werden nicht mit ihrer Augenerkrankung geboren, sondern bekommen diese erst im Laufe ihres Lebens, meist erst im Alter. Das bedeutet, dass sie nicht nur die Behandlung der Krankheit verkraften müssen, sondern auch akzeptieren müssen, dass in vielen Fällen eine Heilung nicht möglich ist und sie mit dem eingeschränkten Sehvermögen bzw. der Erblindung leben müssen.
Diesen Menschen kann der ABSV helfen: mit sozialpädagogischer und psychologischer Beratung, mit Hilfsmitteln und mit Rehabilitationsmaßnahmen. Die Aufklärung über die Augenkrankheiten in Verbindung mit Hilfsangeboten für blinde und sehbehinderte Menschen – das ist das Erfolgsrezept von „Rund ums Auge – gut beraten“.
Von der Vortragsreihe profitieren jedoch auch die Menschen, die bereits länger mit einer Augenerkrankung leben. Auch sie informieren sich gerne über die neuesten Forschungsergebnisse und folgen den Empfehlungen unserer Experten.

Projektziele

  • Information und Aufklärung Betroffener über die häufigsten Augenkrankheiten, deren Ursachen, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten sowie über Beratungs-und Hilfsangebote
  • Gewinnung neuer Interessengruppen (z.B. Eltern augenerkrankter Kinder)
  • Aufzeigen der Chancen, welche die Selbsthilfe für Betroffene bietet
  • Erhöhung des Bekanntheitsgrades des ABSV und seiner Beratungs-und Hilfsangebote

Weitere Informationen zum ABSV und der aktuellen Vortragsreihe finden Sie hier.

Fördersumme: 2.500 Euro


Wiederaufbauhilfe nach dem Erdbeben in Haiti

Am 12. Januar 2010 erschütterte ein schweres Erdbeben mit 7,0 auf der Richterskala Haiti, etwa 15 km süd-westlich der Hauptstadt Port-au-Prince. Große Teile der Stadt und medizinischer Einrichtungen wurden schwer beschädigt.

Blindheit und Sehbehinderungen in Haiti

Für Haiti gibt es keine verlässlichen Zahlen zum Thema Blindheit. Schätzungen zufolge sind etwa 80 000 Menschen blind, vier Prozent davon sind Kinder. Ursachen sind vor allem Vitamin-A-Mangel, ein angeborener Katarakt und Verletzungen. Sieben Prozent aller Schulkinder leiden an einer Sehschwäche.

1998 wurde eine erste nationale Kommission zur Verhütung von Blindheit von der World Health Organization (WHO), der Pan American Health Organization (PAHO), der Christoffel Blindenmission (CBM), dem Caribian Council for the Blind und Sight Savers ins Leben gerufen – mit dem Ziel, Augendienste zu stärken und Fachpersonal auf allen Ebenen auszubilden. Im Juli 2000 wurde die Kampagne VISION 2020 offiziell unterschrieben und 2007 ein erster mehrjähriger nationaler Blindheitsverhütungsplan 2008–2011 erstellt.

Das Hôpital Université d’Etat d’Haiti

Die Augenabteilung des Universitätskrankenhauses von Port-au-Prince bietet einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst. Die „Outreach“-Dienste werden zusammen mit den lokalen Institutionen in verschiedenen Gemeinden durchgeführt. Am Krankenhaus werden auch Augenärzte ausgebildet. Es handelt sich dabei um das einzige Ausbildungsprogramm im ganzen Land. 2008 wurden drei Augenärzte ausgebildet, 70 Allgemeinmediziner erhielten eine Fortbildung in Blindheitsverhütung. 17 248 Patienten wurden im Krankenhaus untersucht, 26 894 während der „Outreach“-Dienste. Insgesamt wurden 732 Augenoperationen durchgeführt.

Nach dem Erdbeben wurde die Augenklinik zum Teil schwer beschädigt. Der Medizinische Direktor und Augenarzt Dr. Cadet leistete auch direkt nach dem Erdbeben in der Klinik augenmedizinische Arbeit und führte schwierige Operationen durch, die durch traumatische Verletzungen ausgelöst wurden.

Wiederaufbauhilfe

Gemeinsam mit der Christoffel Blindenmission (CBM) unterstützt die Stiftung Auge den Wiederaufbau am Universitätsklinikum in Port-au-Prince. Um einen weiteren Augenarzt beschäftigen zu können, werden Fördermittel von 9.000 € benötigt.

Den komplette Text zum Download finden Sie hier