München – Pollenallergien nehmen weltweit zu und betreffen etwa 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Zudem sorgen Umweltfaktoren wie der Klimawandel für längere Blühperioden von Pflanzen, sodass Betroffene längere Symptomphasen erleiden. Die Beschwerden, die sich bei einer Pollenallergie am Auge zeigen, werden in der Regel belastender wahrgenommen als die Symptome an anderen Organen. Doch Anzeichen wie juckende, tränende oder geschwollene Augen können auch auf andere Erkrankungen hinweisen – zum Beispiel eine Bindehautinfektion. Die Stiftung Auge erklärt, worauf Betroffene von Pollenallergien achten sollten und wie sich die Beschwerden behandeln lassen.
Heuschnupfen zählt zu den häufigsten allergischen Erkrankungen in der Bevölkerung. Betroffene nehmen Augenbeschwerden wie Juckreiz, Schwellungen, Rötungen oder Tränen im Vergleich zu anderen Organbeteiligungen als besonders belastend wahr und fühlen sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Auslöser sind verschiedene Allergene, meist in der Luft. Diese werden zunehmend durch klimatische Veränderungen beeinflusst. „So kann es vorkommen, dass Pollenallergikerinnen und Pollenallergiker deutlich länger oder nahezu ganzjährig unter den Symptomen einer Allergie leiden, weil sich die Blühperioden von Pflanzen ungünstig verschieben oder verlängern“, erklärt Professor Dr. med. Gerd Geerling, Pressesprecher der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf.
„Im Falle einer Pollenallergie ist der Auslöser nicht immer einfach zu vermeiden. Um die Symptome zu minimieren, hilft eine Klimaanlage mit Pollenfilter oder eine Schutzbrille zum Schutz vor Allergenen. „Zur Linderung der (Entzündungs-) Beschwerden kann auch das Kühlen oder die Pflege der Augenoberfläche mit am besten unkonservierten befeuchtenden Augentropfen sinnvoll sein“, so Geerling. Reichen die Hausmittel oder frei in der Apotheke verkäuflichen Mittel nicht aus, um die Symptome zu lindern, können andere verschreibungspflichtige Präparate helfen. Antihistaminika unterdrücken akuten Juckreiz. Andere Präparate, wie zum Beispiel kortisonhaltige Augentropfen, unterdrücken die zu Grunde liegende Entzündung. Bei monatelanger Anwendung kann es aber zu unerwünschten Nebenwirkungen wie einer Erhöhung des Augeninnendrucks kommen. Aus der Klasse der Calcineurininhibitoren gibt es jedoch Wirkstoffe wie zum Beispiel Ciclosporin, die Kortison ersetzen können. Alternative und potenziell effektive Substanzen wie Tacrolimus oder Sirolimus wirken ebenfalls entzündungshemmend, sind jedoch noch nicht spezifisch für die Anwendung am Auge zugelassen. „Weitere Wirkstoffe in Form von Augentropfen werden aktuell im Rahmen klinischer Studien untersucht und sollen insbesondere den quälenden Juckreiz schnell lindern“, verrät Geerling.
„Schwere und länger anhaltende Beschwerden erfordern in jedem Fall eine augenärztliche Kontrolle und – je nach Ursache – eine interdisziplinäre Betreuung“, ergänzt der Experte. Denn beispielsweise können auch andere immunologisch bedingte Erkrankungen oder eine Bindehautinfektion die beschriebenen Symptome auslösen. Letztere kann etwa durch Augen-, Hauterkrankungen oder das Tragen von Kontaktlinsen ausgelöst werden. „Es ist deshalb äußerst wichtig, die Ursache der Beschwerden genau zu prüfen und Entzündungen ernst zu nehmen. Nur so können schwere Verläufe rechtzeitig adäquat behandelt werden“, erklärt Geerling. Zu diesen kann es kommen, wenn die umgebende Lidhaut sowie zum Beispiel die Hornhaut mitbetroffen sind. „Das Ziel muss immer sein, schwere Komplikationen und damit einen potenziellen Sehverlust oder die Notwendigkeit einer Operation zu vermeiden“, betont der Augenexperte abschließend.
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